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Diese Umweltprobleme entstehen in der Textilproduktion

Treibhausgasemissionen, belastete Böden und verunreinigte Luft - die Produktion unserer Kleidung hat keine gute Ökobilanz. Durch Preisdruck, Fast Fashion und die Produktion in verschiedenen Ländern werden die Probleme verstärkt.
Text von Salome Kern
3/17/2023
Diese Umweltprobleme entstehen in der TextilproduktionDiese Umweltprobleme entstehen in der Textilproduktion

Die Modeindustrie ist einer der größten Umweltverschmutzer, die Textilproduktion ist dabei für den größten Anteil verantwortlich. Treibhausgasemissionen, verunreinigtes Abwasser, Textilmüll und Luftverschmutzung entstehen während der unterschiedlichen Produktionsschritte. 

 

Diese Umweltprobleme entstehen in der Textilproduktion

Massenproduktion und Entsorgung

Niedrige Preise dank Massenproduktion und schnell wechselnde Trends tragen ihren Teil dazu bei, dass immer mehr Kleidung produziert, nur kurz getragen und wieder weggeworfen wird. Jährlich kaufen Europäer allein annähernd 26 Kilogramm Textilien und entsorgen davon elf Kilogramm.

Der größte Teil der entsorgten Kleidungsstücke wird verbrannt oder auf Deponien gelagert (Was passiert mit unseren Altkleidern?) Sollte die Nachfrage nach Textilien wie erwartet anhalten, würden im Jahr 2050 160 Millionen Tonnen Kleidung produziert werden – das ist mehr als das Dreifache der heutigen Menge, schreibt ein Report der gemeinnützigen britischen Organisation Ellen MacArthur Foundation.

Hohe Treibhausgasemissionen in der Textilindustrie

 

Die langen Produktionsketten in der Textilindustrie erschweren die Transparenz über die Umweltauswirkungen eines Kleidungsstücks. So produzierte die Modebranche laut dem Report „Fashion on Climate“ der Global Fashion Agenda im Jahr 2018 2,1 Milliarden Tonnen CO2-Emissionen. Das sind vier Prozent des globalen Ausstoßes und mehr als die Emissionen Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens zusammen.

Dadurch, dass Textilien zahlreiche Schritte in unterschiedlichen Ländern und sogar Kontinenten durchlaufen, bevor sie am Ende in Europa verkauft werden, legen sie unglaublich viele Kilometer zurück. Die Verteilung über den Globus bedeutet außerdem Umweltgesetze, die sich stark voneinander unterscheiden. Das macht die Überwachung und Nachverfolgbarkeit schwierig. 

Rohstoffproduktion: CO2-Emissionen, Pestizide und Wasserverbrauch

38 Prozent und damit der größte Teil der CO2-Emissionen in der Textilindustrie entstehen während der Rohstoffproduktion. Doch es ist bei Weitem nicht das einzige Umweltproblem während dieses Produktionsschrittes.

Wasserverbrauch

Für den Anbau der Rohstoffe wie Baumwolle zum Beispiel werden große Ackerflächen benötigt und viel Wasser, da sie vorwiegend in trockenen Regionen angebaut wird. Laut ICAC braucht man für entkörnte Baumwolle durchschnittlich 1,214 Liter künstlich erzeugtes Bewässerungswasser 

Insektizide und Pestizide

Das größte Problem beim konventionellen Baumwollanbau sind synthetische Düngemittel beziehungsweise Insektizide und Pestizide sowie die Monokultur, welche die Gesundheit der Böden schädigt und somit die Aufnahme von CO2 verringert.

Bei Bio-Baumwolle hingegen sind gentechnisch veränderte Sorten sowie chemische Pestizide, Insektizide und Düngemittel verboten.

Diese Umweltprobleme entstehen in der Textilproduktion

Waldrodung

Jeder Rohstoff hat unterschiedliche Auswirkungen auf die Umwelt. So werden zum Beispiel für Cellulose-Regeneratfasern, die aus Holz gewonnen werden, Bäume gefällt. Die Nachverfolgbarkeit des Holzes ist nicht immer gegeben, so kann es sein, dass alte und schützenswerte Wälder dafür gerodet werden.

Rodungen machen auch einen Teil der Lederherstellung aus: Für Futtermittel der Rinder in Brasilien beispielsweise werden große Flächen benötigt und dafür große Teile des Regenwaldes gerodet.

Methan-Ausstoß

Die Viehhaltung benötigt zusätzlich extrem viel Wasser, dazu kommt auch noch der Ausstoß des Treibhausgases Methan durch die Tiere. 

Chemiefasern wie Polyester basieren auf fossilen Brennstoffen, die weder erneuerbar noch biologisch abbaubar sind. Die Ellen Macarthur Foundation schätzt, dass im Jahr 2050 für die Produktion von Chemiefasern 300 Millionen Tonnen Öl jährlich nötig sind. 

 

Spinnverfahren für Chemiefasern sind energieintensiv

 

Durch verschiedene Spinnverfahren entsteht aus Chemiefasern Garn. Dabei werden entweder zellulosische oder synthetische Polymere zu Filamentgarnen gesponnen. 

Ob Nassspinnverfahren, Trockenspinnverfahren oder Schmelzspinnverfahren – eines haben sie alle gemeinsam: Sie sind energieintensiv, außerdem werden bei den verschiedenen Spinnprozedere oft chemische Lösemittel eingesetzt. Die toxischen Emissionen und verschmutztes Abwasser stellen eine starke Belastung für die Umwelt dar.

 

Chemikalien in Luft und Wasser durch Textilveredlung

 

In der Textilveredelung werden die Stoffe mit Chemikalien behandelt, um die gewünschten Eigenschaften zu erreichen. Besonders ressourcenintensiv sind die Nassverfahren, in denen die Textilien gewaschen, gebleicht und gefärbt werden. Darauf folgen Zwischen- und Nachbehandlungen, um die Farbe zu fixieren. Der ständige Wechsel von Wasch- und Trocknungsprozessen führt zu einem enormen Verbrauch an Energie und Wasser. 

 

Diese Umweltprobleme entstehen in der Textilproduktion

Zudem ist das Abwasser mit schädlichen Substanzen verunreinigt, die teilweise schwer abbaubar sind. Sie verschmutzen die Umwelt, sofern sie nicht fachgerecht aus der Luft und dem Abwasser gefiltert werden. Doch gerade in Produktionsländern mit schwächeren Umweltregulierungen wie Indien, Bangladesch oder China ist die Kontrolle oft nicht gegeben und die Betreibung einer Kläranlage für viele Betriebe ökonomisch nicht tragbar. Eine Recherche des Westdeutschen Rundfunks aus dem Jahr 2020 zeigte, dass die Flüsse rund um Fabriken in Bangladesch die Grenzwerte an Verschmutzung um ein Hundertfaches übersteigen.

Nicht nur die Natur leidet unter der Belastung, auch für Mensch und Tier sind die eingesetzten giftigen Chemikalien ein Problem. Häufig sind Arbeitsbedingungen sowie Sicherheit und Gesundheitsschutz nicht ausreichend, somit sind die ArbeiterInnen nicht vor toxischen Dämpfen geschützt. Die Folge können in vielen Fällen schwere Erkrankungen sein. Und gelangen die Schadstoffe ins Ökosystem, vergiften sie Trinkwasser und belasten die Böden.

In der Produktionsphase – sei es während Spinnverfahren, Gewebeherstellung, Veredelung oder der Bekleidungsherstellung – besteht auch generell das Problem, dass viele Produktionsstätten mit fossilen Brennstoffen betrieben werden. Einige Länder, die einen hohen Anteil an der Textilproduktion haben, nutzen immer noch weitgehend Kohleenergie.

 

Diese Umweltprobleme entstehen in der Textilproduktion

Bekleidungsherstellung: Lange Transportwege und fossile Brennstoffe

 

Die hohen CO2-Emissionen der Textilbranche entstehen bereits in der Entwurfsphase. In der herkömmlichen Musterabstimmung werden Prototypen zwischen den Headquarters der Marken und den Produktionsstätten hin und her geschickt, bis das finale Muster für ein Design steht. Durch die langen Distanzen, die in der Textilbranche immer noch üblich sind, fallen bereits während dieser Transporte hohe CO2-Emissionen an. 

 

Marken haben in dieser Phase der Wertschöpfung die Möglichkeit, gewisse Grundsteine für nachhaltigere Mode zu legen. Einer davon ist, dass Marken ihre Musterteile in 3D digital versenden, um Transportwege einzusparen. In der Produktionsphase spielen Schnitttechniken wie Zero Waste Cutting eine wichtige Rolle, um textilen Abfall in der Produktion zu verringern.

Auch die Wahl der Energieform hat einen grossen Einfluss auf die Ökobilanz von Kleidung: So wird beispielsweise im britischen Yorkshire mit Solarenergie Kleidung produziert. Das Label ROZENBROEK betreibt dort eigene Fabriken, die komplett ohne fossile Brennstoffe auskommen.

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