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Leinen - alles, was du über das Material wissen musst

Kleider, Blusen oder Hosen aus Leinen sind Klassiker – mit uralter Tradition. Wir haben für dich die wichtigsten Facts zu der Naturfaser gesammelt.
Text von Theresa Bergbauer
5/8/2023
Material LeinenMaterial Leinen

Was ist Leinen?

 

Leinen ist eine Naturfaser, die als älteste Textilfaser der Welt aus den Stängeln der Flachsfaser (oder auch Gemeiner Lein) gewonnen wird. Die Flachsfaser zählt zur Gruppe der Bastfasern. Leinen zeichnet sich durch seine reißfeste, starre Struktur aus und wird gerne für Sommerkleidung verwendet, da der Stoff einen kühlenden Effekt hat.

 

Für was wird Leinen verwendet?

 

Leinen hat als Textil so einige Vorteile. Einer davon kommt vor allem bei sommerlichen Temperaturen zur Geltung: Der Stoff wirkt kühlend auf unserer Haut und ist sehr atmungsaktiv. Daher wird Leinen gerne als Material für Sommerkleider, Sommerhosen oder Sommerblusen verwendet. Bettwäsche aus Leinenstoff ist ebenfalls in den heißen Monaten des Jahres sehr beliebt. Zudem bildet Leinen keine Flusen und ist antistatisch.

Neben der Bettwäsche wird Leinen generell gerne für Haushaltstextilien verwendet. Weil die Faser so reißfest und strapazierfähig ist, gibt es Tischdecken, Servietten, Geschirrtücher und vieles mehr aus Leinenstoff. Produkte aus der Naturfaser hemmen Gerüche, sind antibakteriell und allergikerfreundlich. Im Grunde hat das Material nur einen kleinen „Nachteil“: Aufgrund seiner Struktur ist der Stoff wenig elastisch und knittert deshalb stark (und schnell).

Leinen kann auch mit Baumwolle gemischt werden – diesen Stoff nennt man Halbleinen. Die beiden Naturfasern ergänzen sich gegenseitig wunderbar und es entsteht ein angenehmes Textil, das weniger knittert als reiner Leinenstoff und zarter ist.

 

Interessant zu wissen:

Leinen war die wichtigste pflanzliche Textilfaser, bevor die Baumwolle im 16. Jahrhundert nach Europa kam. Es wird aus Flachs gewonnen, einer der ältesten Kulturpflanzen weltweit. Schon die Ägypter bauten Flachs an, ebenso finden sich in der antiken Literatur Hinweise auf Anbau und Verarbeitung von Flachs durch die Griechen, Römer, Gallier und Germanen. Damals galt die Devise: Je feiner der Stoff gewebt ist, desto höher war der Rang der damit gekleideten Person.

 

Welche ökologischen, sozialen und ethischen Auswirkungen hat Leinen?

 

Die Leinenfasern werden aus dem Stängel der Flachspflanze gewonnen, die sich durch einfaches und schnelles Wachstum auszeichnet. Vom Anbau bis zum Stoff handelt es sich um einen arbeitsintensiven, aber im Grunde umweltfreundlichen Prozess: So kann die Pflanze zum Beispiel im Vergleich zur Baumwolle auch in regenreichen Gebieten angebaut werden – das macht einen regionalen Anbau in Europa möglich.

In den Sommermonaten werden die Pflanzen samt Wurzeln geerntet und weiter verarbeitet. Im letzten Schritt entstehen aus den Flachsfasern die Fäden, die zu Stoff gewebt werden können. Doch es bleibt nicht bei diesem einen Produkt: Ein Großteil der Flachspflanze kann verarbeitet werden wie zum Beispiel zu Leinöl oder auch Dämmstoffen und vielen weiteren Produkten.

LandwirtInnen pflanzen Flachs wie Getreide an. Weil die Pflanze keine hohen Ansprüche hat, ist nur ein geringer Einsatz von Pestiziden durch Dünger oder Pflanzenschutzmittel notwenig. Außerdem benötigt der Flachs keine künstliche Bewässerung und nur ein Viertel des Wasserbedarfs von Baumwolle – nämlich rund 2.500 Liter Wasser für ein Kilogramm Leinen.

Ein weiterer Vorteil: Beim Flachs handelt es sich um eine einjährige Pflanze, daher ist der Anbau sehr gut geeignet für eine wechselnde Fruchtfolge auf dem Feld – eine natürliche Maßnahme gegen Schädlinge sowie Pilzbefall und somit gut für den Kreislauf der Natur.

 

Wo liegen die Herausforderungen bei der Verarbeitung von Flachs?

Der Prozess, der die Fasernbündel aus den Stängeln löst, ist sehr aufwending. Bei der konventionellen Weiterverarbeitung werden die geernteten Pflanzen in Becken durch 28 bis 40 Grad warmes Wasser schnell und so kontrollierbar in ihre Einzelteile zerlegt (Wasserröste). Das verbraucht erstens viel Wasser und Energie und erzeugt zweitens verschmutztes Abwasser, das in die Umwelt gelangen kann, wenn es nicht richtig entsorgt wird. Wollen HerstellerInnen, die mit dieser Methode arbeiten, die Zertifizierung nach GOTS Standard erhalten, müssen sie das Abwasser klären, bevor es entsorgt wird.

 

Der Lösungsansatz: Natürliche Tauröste

Die natürliche Tauröste ist umweltfreundlicher, dauert aber länger und ist dadurch kostenintensiver. Hier werden die Flachsstängel für einige Wochen auf dem Feld ausgelegt, durch Tau bilden sich Bakterien und Mikroorganismen, welche die Spaltung und die Ablösung der Pektine der Flachsstängel auf dem Feld erledigen. Bei diesem Vorgang werden gleichzeitig auch die ausgelösten Bestandteile der Pflanze an den Boden abgegeben, die als natürlicher Dünger bei der Neubepflanzung dienen.

 

Auf was solltest du achten?

 

Wenn du dir ein textiles Produkt aus Leinen kaufen möchtest, solltest du grundsätzlich auf Zertifizierungen wie den GOTS Standard achten. Das stellt sicher, dass nach höchsten ökologischen und sozialen Richtlinien produziert wurde.

Das heißt unter anderem, dass der Einsatz von Chemie stark reguliert ist: Flachs, der kontrolliert biologisch angebaut wird, ist in der Regel frei von synthetischen Düngemitteln und Pestiziden. Beim Färben der Textilien wird außerdem auf Giftstoffe verzichtet. Im besten Fall investierst du aber in Kleidungsstücke aus ungefärbtem (bzw. mit reiner Pflanzenfarbe gefärbtem) Leinen. Dann ist das Material vollständig biologisch abbaubar.

Außerdem schonst du dadurch die Umwelt, da da der Färbeprozess wiederum sehr ressourcenintensiv ist, was den Einsatz von Chemie, Wasser und Energie anbelangt. Wenn Leinen schonend hergestellt wird, ist es ein sehr langlebiges Produkt, an dem du lange Freude hast und das du am Ende in die Natur zurückführen kannst.

In Europa wird Leinen vor allem in Frankreich, Polen, Estland und Litauen in kleinen Familienbetrieben nach höchsten Standards produziert. Kaufe dein neues Kleidungsstück aus Leinen am besten von einer Marke, die ihre Produktionskette bis zum Faseranbau zurückverfolgt und dies auch für ihre Kunden transparent macht. Weiter unten haben wir einige Labels aufgezählt, die Kleidung aus Bio-Leinen im Sortiment haben.

 

Wie pflegt man Bio-Leinen?

Tipp 1: Bio-Leinen ist eine Naturfaser und sollte am besten ohne Reibung gewaschen werden.
Lade die Waschmaschine deshalb nicht zu voll.

Tipp 2: Wasche deinen Bio-Leinenstoff im Schonwaschgang mit Schleudern mit maximal 800 Umdrehungen, so reduzierst du das Knittern.

Tipp 3: Verwende kein Waschmittel mit Aufheller oder Bleichmittel, das greift die Fasern zu stark an.

Tipp 4: Um Einlaufen zu verhindern, wasche deine Kleidungsstücke und Heimtextilien aus Bio-Leinen so schonend wie möglich, aber auf keinen Fall heißer als 60 Grad, natürlich gefärbtes Bio-Leinen am besten nur bei maximal 30 Grad.

Tipp 5: Lass deine Kleidung aus Bio-Leinen an der Luft trocknen, eine erhöhte Luftfeuchtigkeit sorgt außerdem dafür, dass sich die Knitterfalten aushängen. Bügel-Tipp: Bio-Leinen verträgt zwar hohe Temperaturen, aber keine trockene Hitze. Deswegen am besten den Stoff noch leicht feucht bügeln.

Knitterfalten, die während des Tragens entstehen, gelten als „Edelknitter“ und Beweis für reines Bio-Leinen.

 

Welche Marken nutzen Bio-Leinen?

 

Armedangels

Komodo

People Tree

 

Quellen zu diesem Thema:

Cornelia A. Schlieper: Lernfeld Hauswirtschaft, Kapitel 8.1 Eigenschaften textiler Fasern, S. 341

Übersicht nachhaltiger Materialien

Leinen-Liebe: Warum wir viel mehr Kleidung aus Leinen tragen sollten + Lieblings-Labels

https://www.blattgruen.blog/das-abc-der-nachhaltigen-stoffe/

https://www.blattgruen.blog/leinen-los-oder-auch-4-shops-fuer-nachhaltige-sommerbekleidung/

https://global-standard.org/images/resource-library/documents/standard-and-manual/GOTS_Version_6.0_DE.pdf

 

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