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Das bedeutet das Fair Wear Foundation Siegel

Die Fair Wear Foundation setzt sich dafür ein, dass die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie verbessert werden. Jedes Jahr werden die Mitgliedsunternehmen überprüft: Wer gut abschneidet, darf das Fair Wear Foundation Siegel tragen.
Text von Salome Kern
5/27/2021
Fair Wear Foundation SiegelFair Wear Foundation Siegel

Was ist die Fair Wear Foundation?

 

Die Fair Wear Foundation ist eine Partnerschaft, die sich eine ethischere Bekleidungsindustrie zum Ziel gesetzt hat. Als Non-Profit-Organisation arbeitet sie direkt mit Fabriken, Gewerkschaften, Regierungen sowie anderen NGOs zusammen, um ArbeiterInnen bei der Durchsetzung ihrer Rechte auf eine sichere, menschenwürdige und angemessen bezahlte Arbeit zu unterstützen. Sie vergeben das Fair Wear Foundation Siegel an Mitglieder, die die Anforderungen erfüllen und bei den Kontrollen gute Ergebnisse erreichen.

Begonnen hat die Geschichte der Fair Wear Foundation im Jahr 1999. Damals hat sich die niederländische Gewerkschaft FVV und die Clean Clothes Campaign, einer Allianz, die sich für Arbeitsrechte in der Textilindustrie einsetzt, zusammengetan. Ein Pilotprojekt in vier niederländischen Unternehmen war der erste Schritt, den die Fair Wear Foundation gewagt hat. Heute besteht die Organisation aus über 50 Mitarbeitern, die eng mit den 130 Mitgliedsmarken zusammenarbeiten.

Die Zusammenarbeit zwischen der Fair Wear Foundation und ihren Mitgliedern basiert auf einem Kodex für Arbeitspraktiken, der aufgrund der Konventionen der Internationalen Arbeiterorganisation (ILO) und der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte entstanden ist. Das bedeutet, dass der “Fair Wear Code of Labour Practices” auf global anerkannten Richtlinien basiert, die durch die Verhandlung von drei Parteien entstanden sind.

 

Was beinhalten die Arbeitsbedingungen in der Fair Wear Foundation?

 

  • Keine Zwangsarbeit oder Lohnsklaverei
  • Versammlungsfreiheit und das Recht auf Tarifverhandlungen
  • Keine Diskriminierung in der Beschäftigung
  • Keine Kinderarbeit
  • Existenzsichernde Löhne
  • Angemessene Arbeitszeiten
  • Sichere und gesundheitsverträgliche Arbeitsbedingungen
  • Rechtlich bindender Arbeitsvertrag

 

Im Gegenteil zu den meisten Standards veröffentlicht die Fair Wear Foundation die Resultate ihrer Überwachungen. Auf der Webseite der Organisation kann auch nach Fabriken gesucht werden, die die FWF-Mitglieder freiwillig offengelegt haben.

Die Fair Wear Foundation konzentriert sich nicht auf die gesamte Lieferkette, sondern nur auf den Bereich der Herstellung, wobei der Schwerpunkt auf der Arbeit der NäherInnen liegt. Ebenfalls nicht berücksichtigt wird die Nachhaltigkeit der Marken.

 

Bildung und Kommunikation als Schlüssel zur Veränderung

 

Ein Teil der Arbeit von Fair Wear Foundation ist die Bildung. Nur wenn die ArbeiterInnen und die ManagerInnen in der Textilindustrie verstehen, was ein sicherer Arbeitsplatz, faire Bedingungen und ein angemessener Lohn sind, ist langfristiger Wandel möglich. Deshalb schult die Organisation ArbeiterInnen, aber auch das Management im Fair Wear Code of Labour Practices im Rahmen ihres Workplace Education Programms.

Das Ziel ist, eine offene Kommunikation zu erreichen, damit Verbesserung möglich wird. Auch Themen wie sexuelle Belästigung oder geschlechtsspezifische Diskriminierung kommen dabei zur Sprache. So können beide Parteien ihre Bedenken äußern, außerdem lernen die ArbeiterInnen, wann sie weitere Schritte einleiten sollten.

In einem solchen Fall können sich die Arbeiterinnen bei Beschwerde-Helplines melden, die die Fair Wear Foundation in den wichtigsten Produktionsländern eingerichtet hat. Geht bei einer Hotline eine Beschwerde ein, leitet die Organisation eine Untersuchung ein, in der die Mitgliedsmarke, das Fabrikmanagement sowie VertreterInnen der ArbeiterInnen beigezogen werden. Die Fair Wear Foundation verlangt von der Marke, dass sie das Problem mit der Fabrik löst. Um Beschwerden transparent aufzuzeigen, werden sie auf der Webseite veröffentlicht.

 

Jährliche Kontrolle fördern das Verantwortungsgefühl

 

Ein zentraler Schwerpunkt der Fair Wear Foundation ist die Überwachung der Fabriken. Dabei besucht ein lokales Audit-Team die Fabrik: Sie sprechen mit ArbeiterInnen vor Ort, prüfen Dokumente und führen eine Gesundheits- und Sicherheitsinspektion durch. Die Erkenntnisse und Verbesserungsvorschläge gehen anschließend an die Marke und das Management. Die Probleme sollen dann mit einem konkreten Aktionsplan Schritt für Schritt angegangen werden.

Einmal jährlich folgt der Brand Performance Check, der es der Fair Wear Foundation erlaubt, herauszufinden, wie die Geschäftspraktiken der Mitgliedsmarken die Arbeitsbedingungen verbessern. Dieses Vorgehen fördert einerseits die Transparenz, andererseits können die Marken sofort erkennen, was sie schon gut machen und wo noch Verbesserung nötig ist. Die Resultate der einzelnen Marken sind auf der Webseite der Fair Wear Foundation offen publiziert.

KonsumentInnen können die Resultate der einzelnen Mitgliedsmarken online überprüfen und müssen nicht nur auf ein Siegel vertrauen. Allerdings darf das Fair Wear Foundation Siegel nur von jenen Marken verwendet werden, die mindestens ein Jahr Mitglied sind und die höchste Kategorie erreichen. Die Marken werden so in die Pflicht genommen, Verantwortung für ihre Geschäftspraktiken zu übernehmen und als gutes Beispiel für andere voranzugehen.

 

Existenzsichernde Löhne sind das Ziel

 

Existenzsichernde Löhne, sogenannte Living Wages, sind die Grundlage für ein menschenwürdiges Leben. Wer arbeitet, muss davon leben können, doch die gesetzlichen Mindestlöhne in Produktionsländern sind häufig tiefer. Gerade die Bekleidungsindustrie hat das Potenzial Millionen von ArbeiterInnen auf der ganzen Welt aus der Armut zu befreien.

Die Fair Wear Foundation hat deshalb Tools entwickelt, die den Marken und Fabriken bei der Berechnung der Preise helfen unter Berücksichtigung eines angemessenen Lohns. Eines davon ist der Fair Wear’s Labour Minute Costing Calculators – mit diesem Rechner können Marken kalkulieren, welchen Einfluss ein existenzsichernder Lohn auf den Herstellungspreis des Kleidungsstücks hat.

Mit der Wage Ladder können Marken und Fabriken die bezahlten Löhne mit Vergleichslöhnen abgleichen. Dazu gehören beispielsweise der Mindestlohn der ausgewählten Region sowie empfohlene Löhne der Asia Floor Wage oder der Global Living Wage Coalition. Die Grafik zeigt auf verständliche Weise, wie weit diese Löhne teilweise auseinanderklaffen.

So schreibt die vietnamesische Regierung für die urbanen Regionen einen Mindestlohn von 4.420.000 Dong, also rund 160 Euro pro Monat, vor. Die Asia Floor Wage dagegen fordert 13.183.848 Dong, was 475 Euro entspricht. Die Visualisierung zeigt so, wie weit die Textilindustrie noch von existenzsichernden Löhnen entfernt ist. Gleichzeitig fördert sie aber auch Lohnverhandlungen.

 

Mitgliedsunternehmen ARMEDANGELS will die Löhne erhöhen

 

Eine der Mitgliedsmarken von Fair Wear Foundation ist ARMEDANGELS, ein deutsches Modelabel aus Köln. Sie haben es sich als Ziel gesetzt, bis 2023 allen Lieferanten ein Gehalt zu zahlen, das 20 Prozent über dem Mindestlohn liegt.

Für diese Kalkulation war der Labour Minute Costing Calculators eine große Hilfe, wie Fair Wear im aktuellen Brand Performance Check schreibt: ARMEDANGELS stellte fest, dass in einigen Fällen ein Produkt zu teuer wurde oder zu viele Arbeitsminuten benötigte. Aus dieser Erkenntnis konnte die Marke dann Maßnahmen einleiten.

ARMEDANGELS gehört zu den Leadern der Organisation, mit diesem Begriff bezeichnet die Fair Wear Foundation Mitglieder, die überdurchschnittlich gut abschneiden. Das Label trägt neben dem Fair Wear Foundation Siegeln auch Zertifizierungen von anderen Labels, wie GOTS, Fairtrade oder PETA-Approved Vegan.

 

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