Wir lieben haut- und umweltfreundliche Kosmetikartikel! Nur: Auch wenn „natürlich“ auf einem Kosmetikprodukt steht, muss das nicht unbedingt bedeuten, dass es sich hierbei um echte Naturkosmetik handelt. Denn oft wird uns zwar als VerbraucherInnen vermittelt, es handle sich bei einem Shampoo oder einer Gesichtscreme um Naturkosmetik – dabei ist aber nur ein gewisser Anteil der Inhaltsstoffe pflanzlichen Ursprungs und der Rest herkömmlich hergestellt.
Um Unklarheiten zu vermeiden, gibt es Siegel für Naturkosmetik. Zertifizierungen dieser Art stellen sicher, dass es sich wirklich um ein rein natürliches Produkt handelt, sprich: dass synthetische/chemische Inhaltsstoffe soweit möglich durch pflanzliche, in manchen Fällen auch tierische Stoffe ersetzt werden. Diese Zertifizierungen sind also eine wertvolle Orientierungshilfe für Verbraucher. Eines der strengsten Siegel seiner Art heißt „Natural Cosmetics Standard“ und wird mit NCS abgekürzt. Das hellgrüne Logo soll garantieren, dass in den Produkten wirklich nur pflanzliche, tierische oder mineralische Naturstoffe oder naturidentische Stoffe enthalten sind. Bei einem Produkt mit dem NCS-Siegel handelt es sich also tatsächlich um eine konsequent nachhaltige Naturkosmetik.
Das „Natural Cosmetics Standard“-Label findet sich auf diversen Kosmetikprodukten wie Cremes, Seifen, Zahncremes, Lippenstiften, Badezusätzen und Shampoos, ist allerdings bisher noch nicht besonders weit verbreitet. Dabei erfüllt das NCS-Siegel höchste Qualitätsstandards. Die Inhaltsstoffe etwa müssen zu 100 Prozent aus natürlichen oder naturbelassenen Rohstoffen bestehen. Sofern sie verfügbar sind, sollten sie im besten Fall auch aus kontrolliert biologischem Anbau (kbA) stammen.
Werden tierische Rohstoffe wie zum Beispiel Honig, Milch oder Lanolin verarbeitet, dürfen sie nur von lebenden Tieren aus artgerechter Haltung stammen. Sonnenblumenöl, Olivenöl, Sojaöl, Kokosöl und Jojobaöl müssen aus kontrolliert biologischem Anbau (kbA) stammen, Sheabutter des Karitébaumes darf auch aus Wildsammlung eingesetzt werden. Naturidentische Konservierungsstoffe wie Salicylsäure oder Benzoesäure sind zwar erlaubt, müssen aber ausgewiesen werden. Sofern Palmöl unvermeidbar ist, muss es zumindest vom 2004 als Initiative des WWF gegründeten „Roundtable of Sustainable Palm Oil“ (RSPO) zertifiziert sein. Zudem kommen die NCS-zertifizierten Kosmetikprodukte ohne radioaktive Bestrahlung und Gentechnik aus, beinhalten nur natürliche Duftstoffe und pflanzliche Extraktionsmittel. Verpackt sind die Kosmetikprodukte möglichst umweltfreundlich, sprich: recycelbar und so designt, dass auch der letzte Rest verwendet werden kann.
Einige Dinge verbietet das „Natural Cosmetics Standard“-Label auch ganz klar. Unter anderem sind das halogenorganische Verbindungen, die Brom, Chlor oder Jod enthalten, sowie Formaldehyd-Verbindungen, die laut Bundesumweltamt krebserzeugend sein können. Ebenfalls auf der No-go-Liste stehen synthetische Fette, Öle, Wachse oder Silikone, gesundheits- und umweltschädliche Weichmacher (Phthalate), feste und unlösliche Polymere (festes Mikroplastik), gesundheitlich umstrittene und durch Ablagerungen in den Ozeanen schädliche Nanomaterialien, erdölbasiertes Polyethylenglykol (PEG), synthetische Aromen und gesundheitlich problematische Moschus-Verbindungen. Sind waschaktive Substanzen wie Tenside enthalten, müssen sich davon mehr als 60 Prozent innerhalb von 28 Tagen biologisch abbauen. Verboten sind zudem Naturstoffe von toten Wirbeltieren wie etwa Kollagen von Rindern oder Frischzellen, die aus Schafsföten gewonnen werden, und Tierversuche sowieso.
Das Siegel „Natural Cosmetics Standard“ existiert in vier unterschiedlichen Formen:
Wer das alles nachprüft? In diesem Fall übernimmt die eingehenden Produktprüfung die EcoControl GmbH. Diese unabhängige Prüfstelle berichtet an die Gesellschaft für angewandte Wirtschaftsethik (GfaW) – sie ist die Zertifizierungsstelle, die das Siegel vergibt. Unabhängige Stellen kontrollieren, ob die Vorgaben für das Siegel „Natural Cosmetics Standard“ (NCS) immer noch eingehalten werden, damit die Hersteller gegebenenfalls nachbessern können.
Für Kosmetikfirmen ist der „Natural Cosmetics Standard“ eine recht kostengünstige Zertifizierung: Im Gegensatz zu anderen Siegeln muss man als Hersteller keinem Verein beitreten, um das Siegel zu erhalten, sondern kann einfach ein bestimmtes Produkt auszeichnen lassen. Grundsätzlich müssen aber mindestens 60 Prozent des Unternehmenssortiments den NCS-Richtlinien entsprechen.
Quellen zu diesem Thema:
https://www.sante.de/de/ueber-sante/zertifizierungen-labels/ncs-zertifizierung.html
https://utopia.de/siegel/ncs-siegel-natural-cosmetics-naturkosmetik-label-vegan-bio/